Die Auswahl von „ geeigneten“ Mediatoren

Viele Geschäftsleute erkennen den Wert von Mediation an, wenn Verhandlungen in Dispute umschlagen. Schwieriger wird es für sie, darüber zu befinden, welchen Mediatoren sie als „ neutrale Kraft „ hinzuziehen sollen. Speziell die Frage, über welche Expertise er/sie verfügen soll, um von allen Beteiligten akzeptiert zu werden, bereitet Kopfzerbrechen.


Wenn z.B. Firma A als Hersteller von Kosmetikprodukten und Firma B als Zulieferer von A für chemische Substanzen darüber streiten, wie man sich angesichts eines schadhaften Produkts, für welches beide Seiten einander die Schuld geben, ohne jedoch darüber in einen teuren und vom Ausgang her ungewissen Rechtsstreit eintreten zu wollen, einigen kann, bleibt die Frage danach, welche „ Dritte Kraft“ ihnen zu außergerichtlichen Lösungen verhilft.
Wäre es der Chef eines örtlich konkurrierenden Pharmaunternehmens mit hoher fachlicher Kompetenz, aber keiner Erfahrung in professioneller Streitbeilegung? Oder ein Lehrer mit einer freiwilligen Zusatzausbildung in Schulmediation, die er erfolgreich vor drei Monaten absolviert hat? Oder evt. einen professionellen Mediatoren mit längerjähriger Praxiserfahrung, aber keinen Kenntnissen in Chemie oder Kosmetik?
Eine Forschungsreihe der Harvard – Universität bezüglich gewählter Entscheidungskriterien in vergleichbaren Situationen brachte hervor, daß die Streitbeteiligten in der Mehrzahl der Fälle Hilfe bei Personen mit technischer Fachkompetenz suchten, dagegen nur wenige Hilfe bei professionellen Mediatoren ohne weitere fachlich/technische Kenntnisse in Anspruch nahmen. Entsprechend wurden Mediationsabbrüche oder gescheiterte Verfahren in diesem Kontext methodisch der Mediation als Fachdisziplin, nicht aber den fälschlich gewählten Vermittlerpersonen ohne mediatorische Kenntnisse zugeschrieben.
Die häufigste Erfahrung der Streitenden war,daß die Vorstellung, wonach der jeweilige Gegenpart schuldig war, gedanklich nicht umgeleitet wurde und die Streitenden damit wieder am Ausgangspunkt ihres Disputs standen.
Lehrreich für Mediatoren war in diesem Zusammenhang die Erfahrung, wie wichtig es ist, ihre Neutralität nicht nur als Person zwischen Widersachern hervorzuheben, sondern Neutralität gerade dem jeweiligen Streitinhalt gegenüber als besonderes Verkaufsplus für ihre Dienstleistung hervorzuheben.

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